Interviews mit frauenpolitisch Aktiven

Information: Die interviewten Frauen nutzen das Internet in erster Linie zur Informationssuche. Dabei suchen sie vor allem nach Informationen zu aktuellen politischen Themen (Gesetzesentwürfe etc.), zu organisatorischen Fragen (Bahnverbindungen etc.) und zu ihren Spezialthemen (Entwicklungspolitik, Migration, Gewalt etc.). Sie sind weitgehend zufrieden mit der Recherche über das Internet, fühlen sich gut informiert und dadurch in ihrer politischen Arbeit unterstützt. Allerdings äußern die meisten auch den Wunsch nach mehr Struktur, Sortierung und Wegführung im Netz. Zu viele zu ähnliche Seiten würden unverbunden nebeneinander existieren, so die Interviewten.

Interaktion: E-Mail ist im frauenpolitischen Alltag etabliert und selbstverständlich. Einge Frauen sind auf Mailinglisten eingtragen, nutzen diese aber überwiegend nicht aktiv, sondern nur zur Informationsaufnahme. Chats und Foren nutzen die wenigsten; es überwiegt die Einschätzung, dass diese Form der Kommunikation ihnen keinen Nutzen für ihre frauenpolitische Arbeit biete und auch ansonsten zu "sinnlos" sei.

Politische Aktion: Es gibt kaum Erfahrungen mit politischen Aktionen. Gegenüber E-Mail-Aktionen und Online-Unterschriftenlisten herrscht meist eine gewisse Skepsis hinsichtlich Seriösität und Wirksamkeit. Körperliche Präsenz auf Demos oder Aktionen messen sie nach wie vor die größere Bedeutung zu.

Insgesamt überwiegen positive Erfahrungen. Der Zugang zu vielfältigen Informationen und die einfache und schnelle Möglichkeit der Kommunikation über E-Mail werden als große Vorteile des Internets und Unterstützung der frauenpolitischen Arbeit betrachtet. Dem stehen allerdings die negativen Erfahrungen gegenüber, dass das Internet Zeit koste und zu Arbeitsverdichtung führe.

Vgl. auch: Carstensen, Tanja (2005): Das Internet im frauenpolitischen Alltag. In: Schachtner, Christina; Winker, Gabriele (Hrsg.): Virtuelle Räume - neue Öffentlichkeiten. Frauennetze im Internet. Frankfurt, New York: Campus, 71-89